Welche Erkenntnisse lieferte die Bundeswaldinventur 2022?

Die Bundeswaldinventur 2022 liefert zum vierten Mal seit 1987 umfassende Informationen über die großräumigen Waldverhältnisse in Deutschland. In einem regelmäßigen Stichprobennetz mit rund 80.000 Waldpunkten wurden an etwa 521.000 Bäumen über alle Eigentumsarten hin-weg mehr als 150 Merkmale erfasst.

Die Inventur nutzte moderne Technologien wie Fernerkundung zur Verbesserung der Datenerhebung und -auswertung. Aus den Ergebnissen lassen sich wichtige Kenntnisse zum aktuellen Zustand und zur Veränderung der Wälder aus ökologischer und ökonomischer Sicht ableiten. Im Folgenden werden wichtige Kernergebnisse dargestellt.

Der Holzvorrat der Wälder Deutschlands beträgt 3,7 Milliarden m³ (335 m³ je Hektar), damit steht im deutschen Wald mehr Holz als in jedem anderen Land der Europäischen Union. Der größte Hektarvorrat mit 405 m³ befindet sich in Bayern. Sachsen-Anhalt weist mit 255 m³ je Hektar den geringsten Vorrat auf. Ein hoher Vorrat bedeutet insbesondere in fichtenreichen Wäldern im Klimawandel ein hohes Risiko für Kalamitäten.

Mit steigender Vorratshöhe nimmt das Risiko von abiotischen und biotischen Schäden zu, insbesondere von Sturmwurf und damit einhergehendem Wertverlust. Zwischen 2012 und 2022 ist der Vorrat der einzelnen Baumarten angestiegen, mit Ausnahme der Fichte und der Esche durch schadbedingte Ausfälle. Bei der Kiefer beträgt der Anstieg 23,6 Mio. m³ (3%), bei der Buche 46,5 Mio. m³ (7%) und bei der Eiche 48,1 Mio. m³ (13,6%). Die größte relative Vorratszunahme verzeichnet die Douglasie mit 31,8% (Vorratszunahme: 22,7 Mio. m³). Der Grund für diese hohe Vorratszunahme liegt in der Produktivität der Baumart und dem hohen Anteil wuchskräftiger junger Bäume.

Die Kiefer hat die Fichte als häufigste Baumart abgelöst, laut Bundeswaldinventur 2022. Foto: Sigurd Maier / Holzbauwelt.de

Holzvorrat, Kohlenstoffvorrat und Klimaschutz

Die Wälder in Deutschland speichern 1.184 Mio. Tonnen Kohlenstoff, jedoch ist der Kohlenstoffvorrat in der lebenden Biomasse seit 2017 um ca. 42 Mio. Tonnen gesunken. Selbst wenn man die erhöhten Kohlenstoffvorräte im Boden, im Totholz und in den Holzprodukten einberechnet, bleibt eine Abnahme von rund 19 Mio. Tonnen Kohlenstoff bzw. knapp 70 Mio. Tonnen Kohlendioxid. Im Sinne der offiziellen Klimaberichterstattung sind damit der Wald und seine nachgelagerte Holzverwendung im Betrachtungszeitraum von einer Senke zu einer Quelle von Kohlendioxid in Höhe von durchschnittlich 14 Mio. Tonnen pro Jahr geworden.

Welche Baumarten im Wald überwiegen?

Die häufigsten Baumarten sind Kiefer (22%), Fichte (21%), Buche (17%) und Eiche (12%). Laubbäume haben ihren Anteil um 7% erhöht, während die Fichte rund 17% ihrer Fläche verloren hat. Kiefer hat die Fichte als häufigste Baumart abgelöst. Regional hat die Kiefer ihre Verbreitungsschwerpunkte im norddeutschen Tiefland, besonders Brandenburg, und zusätzlich in Nordbayern und im südlichen Rheinland-Pfalz (Pfälzer Wald, Rheintal). Die Fichte kommt dagegen vorwiegend in Berglandlagen der Mittelgebirge sowie im Voralpen- und Alpenraum vor. Die Buche hat höhere Verbreitungsanteile im Hügelland und im Bergland in Hessen, in Rheinland-Pfalz, im Saarland, im südlichen Niedersachsen und in Westthüringen sowie auf der Fränkischen und Schwäbischen Alb. Die Eiche besitzt keinen ausgeprägten Verbreitungsschwerpunkt, ten-denziell ist sie aber in Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarberg häufiger zu finden.

Quelle: Ausgabe 1/2025 der Zeitschrift proWald des Deutscher Forstverein e.V.

lebt in Stuttgart und betreibt als unabhängiger Holzhaus-Experte aus Leidenschaft verschiedene Blogs und das Portal holzbauwelt.de. Er informiert über Trends im Wohnungs- und Gewerbebau mit dem Baustoff Holz für Bauherren, Investoren, Planer im modernen Holzbau. E-Mail senden